Absolventenfeier in Greifswald und die Mär von Alumi-Netzwerken

Die Zeit berichtete vergangene Woche über die Versuche deutscher Universitäten, ihre ehemaligen Studenten mit Hilfe von Alumi-Netzwerken auch in Zukunft an sich zu binden. Das sich die Universitäten davon Zuwendungen ihrer Ehemaligen nach amerikanischem Vorbild versprechen, dürfte jedem klar sein. Im Rahmen einer vermeintlichen Win-Win-Situation sollen die Studenten selbst aber auch einen Vorteil haben, nämlich durch die Alumni-Netzwerke engere Kontakte zueinander knüpfen zu können.

Auch die Universität Greifswald versucht sich an diesem Trend. Im Dezember letzten Jahres fand beispielsweise die 1. Absolventenfeier der Philosophischen Fakultät statt. Eingeladen waren alle Absolventen des Jahres 2007. Auch MrOrange ist einer von diesen und nahm teil. Während die Absolventenfeier eine glänzende Idee war, verhielt es sich bei der Umsetzung ganz anders. MrOrange fasst seine Erfahrung mit der Absolventenfeier vom 8. Dezember 2007 so zusammen:

der erste Ausrutscher: Informationspolitik

Der erste Ausrutscher war die allgemeine Informationspolitik zur 1. Absolventenfeier der Philosophischen Fakultät Greifswalds. Während es mit der Übergabe der Abschlussurkunde einen Flyer gab, der die Absolventenfeier vorstellte, fanden sich darüber hinausgehende Informationen nur spärlich. Die Möglichkeit, von der eigenen Internetseite der Fakultät gebrauch zu machen, wurde auch nicht zufrieden stellend genutzt. Trotz intensiver Suche fand sich nur eine kurze Notiz im Bereich Aktuelles.

der zweite Ausrutscher: schlechte Vorbereitung

Der zweite Ausrutscher war wohl die Erkenntnis, dass es zu einer ordentlichen Absolventenfeier auch die Erwähnung einiger herausragender Abschlussarbeiten gehört. Dies geschah wohl genau zweieinhalb Wochen vor der Feier. An diesem Tag wurden wir Teilnehmer nämlich gebeten, noch schnell, also innerhalb einer Woche, eine Zusammenfassung unserer Arbeiten einzureichen. Einfacher und authentischer wäre es gewesen, wenn die Dozenten und Professoren mit in den Prozess einbezogen worden wären. Dafür war es aber zweieinhalb Wochen vor der Veranstaltung definitiv zu spät!

der richtig krasse Ausrutscher: keine Fotos von der Feier

Der richtig krasse Ausrutscher war der total vergeigte Fotoservice auf der Veranstaltung selbst. Noch vor Beginn der feierlichen Übergabe wurde darauf hingewiesen, dass die Fakultät einen Fotoservice eingerichtet hat. Denn während es nur allzu verständlich ist, dass alle Absolventen und Absolventinnen oder deren Familien Fotos von der Feier machen wollen, wäre es sehr störend, wenn sich bei jeder Reihe Absolventen Fünf bis Sechs Fotografen in die erste Reihe stellen würden. Tolle Idee das ganze, nur ist es wohl ziemlich in die Hose gegangen. Es bringt nämlich rein gar nichts, eine teuere Ausrüstung zu haben und diese dann einer unfähigen nicht mit der Kamera vertrauten studentischen Hilfskraft zu geben. Die Bilder sind fast alle schlecht belichtet und nicht fokussiert. Was mich aber richtig ärgert, sind die verschwundenen Bilder von mir und meiner Familie! Diese, wie auch die von einigen meiner Kommilitoninnen, wurden nämlich schlichtweg nicht veröffentlicht! Wobei die Veröffentlichung auch einen Monat auf sich warten ließ!

Fazit

Der gute Wille war zu erkennen, aber eine unzureichende Vorbereitung hat diese Veranstaltung nicht zu dem Erfolg werden lassen, der er hätte sein können. Es zeigt sich auch hier, dass gute und vor allem vorausschauende Planung nicht zu vernachlässigen sind. Dies wird umso deutlicher, wenn man bedenkt, dass die wenigsten Absolventen aus Greifswald und dessen Umgebung kommen und daher in die Anreise investieren müssen.

Vielleicht wäre es auch sinnvoller für die Universitäten ihre Alumi-Bemühungen schon viel früher als erst mit einer Absolventenfeier zu beginnen. Ob sich Studenten nicht gerade wegen kompetenten Universitätsangestellten, hilfsbereitem Lehrpersonal und allgemein guter Lernbedingungen positiv an eine Universität erinnern? Nur eine Idee!

Um noch mal auf den Trend mit den Ehemaligenrekrutierungen zurück zu kommen. Am Wochenende schrieb mir die Universidad de Oviedo, ob ich nicht an einer Feier anlässlich des 400-jährigen Jubiläums teilnehmen wollte. Auch ehemalige Erasmusstudenten sind höchstwillkommen!

Update 26.06.08:
Gerade habe ich bei der Nachtfliegrin gelesen, dass es nicht nur in Greifswald zu Problemen bei der Abschlussfeier für die Studenten des vergangenen Jahres gab. Bei ihr findet diese Feier für das Jahr 2007 erst in zwei Wochen statt! Irgendwie peinlich, diese Abschlussfeier!

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  • An meiner Alma Mater wird auch gerade versucht, so ein Netzwerk aufzubauen – mit durchaus guten Ideen. Bis wir in Deutschland die Professionalität von Alumni-Netzwerken in den USA erreichen, wird aber sicher noch einige Zeit vergehen. Außerdem ist natürlich der Finanzierungsdruck hierzulande nicht ganz so groß…

  • Da fragt man sich doch echt, wo das Problem liegt..
    Den Unis scheint ja wirklich ne Menge an ihren (ehemaligen) Studenten zu liegen.
    Mir ist herade zugetragen worden, dass es für die Absolventen von 2006 gar keine Feier gab hier bei uns..

  • Bei uns war es wohl auch die erste Absolventenfeier seit langem. Nichtsdesotrotz wirkte das ganze relativ unprofessionel organisiert, wie ich ja bereits hier schrieb.

    Das ist keine Kritik an Absolventenfeiern oder Alumni-NEtzwerken, sondern lediglich an der Umsetzung an meiner alten Uni in Greifswald.

  • also im Dezember 2009 hat alles gut funktioniert, das waren wohl nur die Startfehler beim ersten Mal