Seminarraumsbesetzung für mehr Freiräume an der Göttinger Universität

Die Seminarraumsbesetzung geht weiter, auch wenn die Göttinger Universitätsleitung hoffte, dass der Spuk im Raum MZG 1140, also die Seminarraumsbesetzung durch Göttinger Studenten, ein schnelles Ende finden würde. Es scheint tatsächlich so, als würden die Studenten den Seminarraum erst räumen, wenn sie ihr Ziel, den status qou antes, nämlich die Wiedereinrichtung eines freien und offenen Raum, nach Vorbild des frühere CaféKollabs, auf dem Campus erreicht haben. Dieses wurde im Zuge des Brandes im ökonomikum und den darauf folgenden Restaurierungsmassnahmen ersatzlos gestrichen. Die Universität scheint aber mittlerweile bereit, Zugeständnisse zu machen. Das dies am Anfang nicht der Fall war, zeigt gerade die Notwendigkeit der Besetzung an sich.

Das die Besetzung mustergültig geplant wurde, war an der sofort verfügbaren Einrichtung des besetzten Raumes zu erkennen. Neben diversen bequemen Sitzmöbeln, wurde auch für Dekoration und das leibliche Wohl der Besucher gesorgt. Wobei, als ich vorhin das Interview führte, merkte eine Studentin an: „Es fehlt hier eindeutig an Musik!“ Es sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass obwohl sich das Basisdemokratische Bündniss, bzw. einzelne Mitglieder des Bündnisses, als Organisator hervortaten, die Aktion einen breiten Zuspruch auf hochschulpoliticher Ebene erhält. So haben sich diverse Hochschulgruppen bereits solidarisch zur Aktion bekannt und der Fachschaftsrat SoWi stellt den Besetzern sogar sein Büro zur Verfügung. Nebenbei ist auch noch darauf hinzuweisen, dass sich die Besetzer durch Spenden selbst finanzieren! Sei es durch Sachspenden, beispielsweise der Sitzmöbel – die eine Campus-nahe WG zur Verfügung stellte, oder aber durch private Spenden, denn sowohl die Getränke als auch die Verpflegung sind kostenlos. Das Besatzer-Team wies meine Vermutung, die Aktion sei bewusst während der Universitätswahlen veranstaltet worden, weit von sich. Der Termin hat sich eher zufällig ergeben, wobei natürlich bedacht werden muss, dass die Vorlesungszeit in zwei Wochen vorbei ist und die Resonanz bei einem späteren Termin wohl deutlich geringer ausgefallen wäre.

Das die Universität trotz aller Bedenken Verständnis für die Besetzer hat, zeigt die Zusage, immer mindestens eine Tür zum Zentralen Hörsaalgebäude offen zu halten, auch in der Nacht und am Wochenende! Obwohl dies eine gewisse Sicherheit darstellt, sind die Besetzer darauf vorbereitet, den Raum bis auf weiteres unter ihrer Kontrolle zu behalten. Zu diesem Zweck und um einer eventuellen Zwangsräumung zuvorzukommen, gibt es spezielle Listen für Schmieresteher und Übernachtungswillige. Das Versprechen, einen freien und offenen Raum für die Studenten anzubieten und das jeden Tag 24 Stunden lang, ist also kein halbes.

Hier könnt ihr einen Blick auf die Wunsch- bzw. Anforderungsliste für einen neuen Raum werfen:

  • einen öffentlichen Zugang, direkt am Campus (Platz Göttinger Sieben)
  • deutliche Sichtbarkeit im Unialltag
  • mindestens 50 qm Größe
  • dauerhafte und ununterbrochene Verfügbarkeit
  • vorhandene Außenfenster
  • einfacher Zugang zu sanitären Anlagen, Strom, Wasser und Heizung
  • eine schriftliche Zusage für die Verfügungsstellung eines adäquaten Raumes

Die Besetzer sind derzeit noch auf der Suche nach einem Namen für den neuen Raum. Aus diesem Grund hängt im MZG 1140 eine Liste für das Sammeln von Vorschlägen aus. Zu den bisherigen Vorschlägen gehören unter anderem: Homezone, Uni-Versum, OASE und „20 vor 12“. Darüber hinaus hängen im Raum auch vorgefertigte Sprechblasenposter in denen ihr eure kreativen Forderungen, Gedanken und Sprüche verewigen könnt.

Die Besetzer veranstalten täglich um 18:30 Uhr ein Plenum, in dem der aktuelle Stand und die Entwicklungen des Tages vorgestellt und diskutiert werden. Es gibt auch die jeweils aktuellsten Information auf der Internetseite der Besetzer. Für Samstagabend ist übrigens eine Chill-Out-Party geplant, als Abschluss für die morgige Anti-Nazi-Demo. Darüber hinaus steht der Raum 24 Stunden zur Verfügung. Ihr seit also jederzeit herzlich eingeladen vorbeizukommen.

An dieser Stelle noch mal vielen Dank an diejenigen vom Besetzer-Team, die bereitwillig meine Fragen beantworten und viel Erfolg!

Beteilige dich an der Diskussion »