Deutsch als Fremdsprache: Fraktur und Sütterlin und historische Texte des ökonomischen Denkens

Das Hauptseminar „Klassiker der Ökonomischen Theorie“ geht es um die Geschichte des ökonomischen Denkens. Der Seminarplan sieht 11 Veranstaltungen vor, in denen jeweils Beiträge von Adam Smith und David Ricardo, über Schmoller, Schumpeter und Keynes bis zu Friedman behandelt werden. Diese Beiträge, von etwa 30 Seiten Umfang je Text, sollen die Grundlage für eine wöchentliche Diskussion und insgesamt vier Essays bilden. Dieses „Lektüre-Seminar“ verspricht in der Tat interessant zu werden.

Bei den Texten wurde übrigens darauf geachtet, dass sie zum einen digital bereitgestellt werden und zum anderen möglichst auf Deutsch sind. Nicht das es den Studenten an Englischkenntnissen fehlen würde, denn auf die Idee könnte man ja fast kommen. Viel mehr soll die wöchentliche Diskussion im Mittelpunkt stehen und da sind deutsche Texte einfach unkomplizierter. Auch weil so Übersetzungsschwierigkeiten und Verständnisfehler vermieden werden können.

Dies reichte einigen aber nicht, denn um den Text von Gustav von Schmoller entbrannte tatsächlich eine Diskussion. Der 1900 veröffentlichte Text ist in Frakturschrift abgedruckt. Als nach unerwartet langer Diskussion ein Student fragte „Gibt es den Text nicht auch auf Deutsch?„, konnte unser Dozent nur noch verzweifelnd entgegnen: „Das ist Deutsch!

Es scheint also, als ob unsere wirtschaftswissenschaftlichen Kommilitonen weniger Probleme mit Fremdsprachen haben, sondern eher Deutsch als Fremdsprache ansehen, zumindest wenn es um Fraktur und Sütterlin geht.

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  • Öy!
    Das halt ich ja wohl für ein Gerücht. Du kannst nur nicht von Ökonomen erwarten, dass sie tote Schriften lernen, Kosten/Nutzen-Ausgleich und sowas ;-)

  • War ja klar, dass hier mittels einer Kosten-Nutzen-Rechnung seitens der Wirtschaftswissenschaftler argumentiert wird :p

    Aber Spaß bei Seite, bei Frakturschrift liest man sich unglaublich schnell ein, ist ja schließlich doch Deutsch. Das schwierigste am Anfang ist sicherlich die Letter „f„, „k“ und „s“ auseinander zu halten, wobei dafür die Überschrift „Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre“ als Vorlage genügen dürfte. Aber vielleicht findet sich ja auch jemand, der den Frakturtext in die deutsche Sprache „übersetzt“, sind ja immerhin 1,5 ECTS für ausgelobt worden.

  • Hallöle,die altdeutsche Schrift behandeln Grundschüler!!!!
    Mum

  • Also ich habe keine Fraktur- geschweige denn Sütterlinschrift in der Grundschule gelernt.

  • Selbst bei mir gabs das schon nicht mehr, aber ich sehs wie du… ein paar Minuten konzentrieren, danach gehts wie von selbst.

    Aber Raum ist auch bei Sprachen nicht die einzige Dimension, die Zeit gibts auch noch. Klar sehen Ökonomen die anders als Historiker ;-)

  • Hallöle,
    bei mir haben Grundschüler im Sachkundeunterricht ( 3.Kl.)noch die Sütterlinschrift bearbeitet. Mum

  • Sütterlin ist allerdings bedeutend schwieriger zu lesen. Da liest man sich nicht mal ein paar Minuten ein und dann geht es wie von allein.

    Ich durfte während meines Praktikums bei Volkswagen diverse solcher handschriftlichen Texte (Bewerbungsschreiben und Lebensläufe) bearbeiten, wenn ich nur an die ganzen Kombinationen aus „e„, „m“ und „n“ denke, am besten noch im Wort „nennnen“. In Sütterlin geschrieben sieht das in etwa so aus: „nnnnnn„.