Viele Veranstaltungen dieser Art bieten sich eigentlich nicht an deutschen Universitäten: Dr. Triebel von BMW hielt einen Gastvortrag im Rahmen des Seminars „Branchenspezifisches Marketing“ des Göttinger Marketinglehrstuhls. Witziger Weise wollte ich dieses Seminar selbst als Teilnehmer bzw. Gasthörer besuchen, wurde aber nicht zugelassen. Man würde sich schließlich weniger mit Geschichte beschäftigen, als mit aktuellen Marketingtrends verschiedener Branchen.
Da der Vortrag jedoch öffentlich war, kamen auch ein paar bekannte studentische Gesichter aus dem Göttinger Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Nach einem knapp gehaltenen Vortrag, der sich mit der Geschichte bzw. Marketinggeschichte BMWs auseinander setzte und in den 1960er Jahren endete, begann der spannendere Teil: eine Diskussion.
Besagte Diskussion drehte sich dann aber eher um History Marketing, Aspekte der Unternehmenskommunikation und der Möglichkeit als Student im Archiv der Bayrischen Motoren Werke zu recherchieren. Es wurden sogar Praktikumsplätze angeboten und Themen für historische Abschlussarbeiten besprochen. Spätestens als dann eine Diskussion um geeignete Quellen für Marketinggeschichte entstand, schalten die meisten Marketingkommilitonen ab. War aber auch nicht anders zu erwarten, denn während die pflicht-anwesenden Seminarteilnehmer sonst in der Tat aktuelle Trends erörtern, können die meisten Göttinger Marketingstudenten der Marketinggeschichte nicht so viel abgewinnen.
Die Diskussion verlief dennoch lebhaft, jedoch nahezu exklusiv unter den anwesenden Wirtschaftshistorikern und Dr. Triebel bzw. Dr. Schulenburg von BMW. Lediglich Professor Silberer stellte Fragen aus der Richtung Marketing. Stimmt so natürlich auch nicht ganz, denn Phil von Markemkunde.de brach eine Lanze für die anwesenden Marketingstudenten und fragte, inwiefern Blogs, Foren und Internetseiten im Marketing BMWs eine Rolle spielen würde und ob man auch diese im Unternehmensarchiv aufhebt. Eine sehr geringe, wenn überhaupt …
Alles in Allem hat sich die Veranstaltung für und Wirtschaftshistoriker sehr gelohnt, da wir die Möglichkeit nutzten und über die Möglichkeiten von „angewandter Wirtschaftsgeschichte“ diskutierten. Für die Marketingstudenten war die Veranstaltung dagegen ein Reinfall, schließlich sollen sie ja eigentlich aktuelle Marketingtrends behandeln und da spielt Marketinggeschichte nur selten eine Rolle!